New! erschienen August 2005

Gerwin Eisenhauer
"Welcome To The Jungle"
Drum'n'Bass-Workbook For Drummers

Diese Schlagzeugschule ist ein Leitfaden, sich in der Ästhetik von Jungle/Drum'n'Bass/Breakbeat zurechtzufinden.
-Übungen und Konzepte fürs Drumset
-Gedanken und Überlegungen zum Wesen dieser Musik
CD mit Übungen/Grooves und Play-alongs (Jamtracks)

Erschienen im DUX-Verlag wo es auch bestellt werden kann.
Inhalt und Musikbeispiele

In der STICKS Ausgabe 9/05 ist es Buch des Monats.
STICKS über Gerwin Eisenhauer

 

New! erschienen am 5.7.04

Hörbeispiele ->

This recording features the next generation of drum & bass and jazz with real played instruments.

WHY DO WE PLAY IT?
Einer meiner Kollegen aus Übersee, der New Yorker Schlagzeuger Zach Danziger, hat bei einem Workshop einmal gesagt: "I like it better, if it's programmed." ("Mir gefällt's programmiert besser:") Dies ist ein wichtiger Aspekt. Warum spielen wir auf dieser Platte mit „richtigen" Instrumenten in einem Stil, der üblicherweise mit einem MAC und ein einem Sampler fabriziert wird? Warum lassen wir die elektronische Musik nicht einfach wie sie ist, nämlich elektronisch? Die Antwort bedarf einiger Erklärungen:
Der Ursprung des Genres Drum'n'Bass ist ausnahmsweise einmal nicht Afrika, Kuba, New Orleans oder irgendeine Folklore der Welt, sondern das seit einigen Jahren für jedermann zur Verfügung stehende technische Gerät und "know how", um Grooves zu programmieren, zu sampeln, durch den elektronischen Reißwolf zu drehen und daraus etwas völlig Neues zu kreieren.
(Goldie: "Wenn ihr euer eigenes Zeug nicht mehr erkennt, dann hab ich's geschafft.")
Erst dieses technische Gerät sowie die Bedienbarkeit (und Bezahlbarkeit) dessen für jedermann, hat die Stilistik Drum'n'Bass überhaupt erst ermöglicht. Befinden wir uns also demnach im musikalischen TERMINATOR-Land? Die Maschinen haben die musikalische Kontrolle übernommen und sind in der Lage, Dinge zu spielen, die weder ein Vinnie Colaiuta noch ein Dennis Chambers und schon gar nicht meine Wenigkeit spielen könnten. Maschinen können Dinge, die uns unmöglich sind, sie spielen genauer, sie produzieren Klänge, die wir nicht hinbekommen, sie sind uns einfach in vielerlei Hinsicht überlegen.
Chris Norris, ein Autor der New Yorker Wochenzeitung "The Village Voice" hat die Antwort auf unsere eingangs gestellte Frage in seinem Artikel "Doing it live: Drum'n'Bass with drums and basses" auf den Punkt gebracht: "Computer können unglaubliche Dinge, aber sie können nicht einfach Tausende von Jahren musikalischer Rituale ausradieren. Menschen sind Menschen. Sie spielen einfach immer noch gern:" Und ich denke, das trifft es ziemlich genau.
Wir (ich glaube, ich darf an diesem Punkt auch für die Mitstreiter auf diesem Album sprechen), haben unsere Instrumente gelernt, um mit anderen zusammen Musik zu machen. Weil es uns einfach Spaß macht zu spielen.
Und dies ist die simple Antwort auf die einleitende Frage: Ich hatte ganz einfach keine Lust, meine Tunes zu programmieren, sondern ich wollte sie spielen. Amen, brother. Ehrlicherweise muß ich gestehen, daß ich insgeheim trotzdem versucht habe, mit Händen und Füßen (im wahrsten Sinne des Wortes) die Latte
zu nehmen, die mir all die Sampler und Drummachines vorgelegt haben. Der scheinbar unvernichtbare Sportsgeist in uns Musikern. Oder unser völlig verzweifelter Versuch, im musikalischen TERMINATOR-Land doch noch den Sieg über die Maschinen zu erringen?
Natürlich wurde mir schnell klar, geht es um Disziplinen wie Geschwindigkeit, Ausdauer und Präzision; hat man nicht den Hauch einer Chance. Niemand kann einen 32tel Roll auf der Snare spielen und diese gleichzeitig hochstimmen! Das kann eine Maschine schon! Auf der anderen Seite können wir fehlerhafte und zur Sünde neigende Wesen andere Parameter wie Feel, Dynamik oder musikalische Interaktion in diese Stilistik einfließen lassen und damit Stärken ausspielen, die man einer Maschine nur mit Schwierigkeiten, wenn überhaupt, antrainieren kann. Somit können wir manches zwar nicht, anderes dagegen besser. Und eben dies soll eine weitere Antwort auf unsere einleitende Frage sein: Wir spielten deshalb auf diesem Album, damit es anders klingt. Und ich hoffe, das hört man auch.
Abschließend möchte ich mich noch mal bei all denen bedanken, welche die Grundlage dieser Ästhetik an ihren Rechnern entwarfen, mit der wir auf dieser Scheibe spielen. Es waren keine in Hochschulen oder Konservatorien ausgebildete Musiker, sondern mutige, eigenbrötlerische, ausdauernde und gewitzte Geschöpfe der Nacht, die an ihren Computern und Samplern diesen Musikstil kreiert haben. Und damit sind wir allesamt Zeitzeugen der "musikhistorischen" Begebenheit, wie wir formal gebildeten Jazz- und Popmusiker am Anfang des neuen Jahrtausends beginnen, einen Musikstil auf unsere Instrumente zu übertragen; den DJ's und Elektronikbastler durch das Herumschrauben an Maschinen erfunden hatten.
Vielen Dank dafür und weiter so.

Gerwin Eisenhauer, März 2004